Über 200 Teilnehmer fanden sich am 18. März zum 26. Thüringer Milchtag im Congress Center der Messe Erfurt ein und sprachen mit den agrarpolitischen Vertretern der im Thüringer Landtag vertretenen Parteien über die Perspektiven der Milchviehhaltung.
Im Vorfeld stellte Prof. Alfons Balmann (Leibnitz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien) Thesen zur Diskussion, die moderiert von Christian Stadali (WortwerkWeimar) mit den 6 agrarpolitischen und über 100 landwirtschaftlichen Vertretern kontrovers debattiert wurden.
Direkt nach der AMK ging der Präsident des Thüringer Bauernverbandes und Vorsitzender der Landesvereinigung Thüringer Milch e.V. Dr. Klaus Wagner auf die Bauernproteste und die am Donnerstag an den Bundeslandwirtschaftsminister überreichten Forderungspapiere zum Bürokratieabbau ein und machte deutlich, wie die derzeitigen gesetzlichen Auflagen bei gleichzeitig gestiegenen Kostendruck das Wirtschaften der Thüringer Milcherzeuger erschweren.
Auch die Thüringer Landwirtschaftsministerin Frau Susanna Karawanskij sprach sich dafür aus einen weiteren Abbau der Tierhaltung verhindern zu wollen und verwies auf die seit 2020 ausgearbeiteten, aber bis dato nicht umgesetzten Pläne der Borchert Kommission. Sie beschrieb, wie in Thüringen seit 2015 40 Millionen Euro für bessere Haltungsbedingungen in 93 Betrieben mit 28.000 Rindern aus Landesmitteln gefördert wurden. Für Sie darf Tierwohl aber keine Insellösung bleiben und als Vorsitzende der Agrarministerkonferenz will Sie sich weiter für eine ausreichend finanzierte bundeseinheitliche Lösung einsetzen.
In den letzten 10 Jahren haben in Thüringen 129 Milchviehbetriebe mit der Milcherzeugung aufgehört und laut Novemberzählung 2023 werden aktuell nur noch 81.401 Milchkühe von 227 Milchbauern gehalten.
Klaus Rufli von QM-Milch e.V. machte in seinem Vortrag deutlich, dass in Thüringen bereits 32 Betriebe die Umsetzung der Kennzeichnung zur Haltungsform 3 über das QMilch-Programm und damit die höhere Wertschöpfung (bis zu 3 Cent mehr) bereits realisiert haben und die Zahl der Zertifizierungen bis zum Jahresende weiter ansteigen wird.
In einem sehr erfrischenden Vortrag stellte Wolfgang Dötzer (Milchhof Albert GmbH und Co. KG) nach der Mittagspause dar, welche Anforderungen an den Rohstoff Milch aus Sicht einer Molkerei bestehen und beschrieb, wie Festpreismodelle zumindest Teilmengen etwas mehr Planungssicherheit für die Milcherzeuger schaffen können und wie Vermarktungsangebote in die Zukunft gedacht werden.
Danach analysierte Frau Dr. Kerstin Keunecke (AMI GmbH) die aktuellen Entwicklungen des Milchmarktes und zeigte mögliche Trends für das Jahr 2024 auf. Preistreibend sind laut Ihrer Analyse die leicht gedämpften Milchaufkommen der Exportnationen zu Jahresbeginn. Weiterhin könnten die steigenden Anforderungen und Kosten (CO2-Preis, Löhne) und die leicht abschwachende Inflation zusammen mit der zu Ostern stimulierten Nachfrage den Milchauszahlungspreis erhöhen. Dem stehen neben den saisonal steigenden Milchmengen in Europa, die schwache globale Konjunktur, sowie die zusätzlich durch die Krise im Roten Meer belasteten Lieferketten und die weiterhin gesunkene Pulvernachfrage Chinas auf der preissenkenden Seite gegenüber.
Abgesehen von der leicht positiven Milchpreisprognose bleibt abzuwarten, inwieweit die Regierung Wort hält und die angekündigten Angebote zum Bürokratieabbau zeitnah umsetzen wird.
Gut besucht waren die Stände der 26 Partner aus der Industrie die sich im Foyer mit Ihren Produkten präsentierten und während der Programmpausen mit den Tagungsteilnehmern ins Gespräch kamen.
Dank gilt dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und der Landesvereinigung Thüringer Milch für die Unterstützung und Organisation der Veranstaltung.
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